zum Inhalt zum Menü

Presseaussendungen

05.01.2018

Pädagog/innenbildung für Schule 4.0

Factsheet Digitalisierung


"Digitale Medienbildung ist ein Gebot der Stunde. Nachdem unsere Kinder und Jugendlichen mit virtuellen Welten aufwachsen, müssen diese auch in der Schule Platz haben. Die Voraussetzung dafür sind gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen, die selbst medienkompetent sind und im Unterricht mediendidaktisch wie medienpädagogisch auf höchstem Niveau handeln können", stellt Rektorin Elgrid Messner fest. "Dafür sind wir an der PH Steiermark gerüstet. Wir haben eine Digitalisierungsstrategie entwickelt, die vom Institut für Digitale Kompetenz und Medienpädagogik getragen wird. Sowohl in der Ausbildung als auch in der Fortbildung von Pädagoginnen und Pädagogen setzen wir Schwerpunkte in der informatischen Bildung, Medienerziehung und Medienpädagogik. Wir haben radikal in unsere IT-Ausstattung investiert und digitale Lernräume geschaffen, wie z. B. EIS, das Education Innovation Studio und RadioIgel und IgelTV, unser Radio- und Fernsehstudio oder das LOFT, unser Lab of Future Teaching."

1. Was Schüler/innen wissen müssen: Digitale Grundbildung in der Volksschule und Medienbildung in der Sekundarstufe 

Die Digitalisierungsstrategie im österreichischen Bildungswesen „Schule 4.0. – jetzt wird’s digital“ umfasst die gesamte Schullaufbahn. Dabei geht es um Medienkompetenz über kritischen Umgang mit Informationen und Daten, Sicherheit im Netz bis hin zu Wissen über Technik, Coding und Problemlösung. Durch die stärkere Verankerung digitaler Medien sollen die Schülerinnen und Schüler nicht nur auf neue Herausforderungen in der Arbeitswelt vorbereitet werden, sie eröffnet auch ganz neue Möglichkeiten der Individualisierung, eine gezieltere Förderung von Talenten und bessere Teamarbeit im Unterricht.

An den Volksschulen sollen sich die Kinder (vor allem in der dritten und vierten Klasse) spielerisch mit Technik und Problemlösung beschäftigen, die erworbenen Kompetenzen sollen sie in einem Sammelpass dokumentieren. Im allgemeinen Teil der Lehrpläne wurde die digitale Grundbildung bereits verankert, schrittweise soll das nun auch in den einzelnen Fächern (Deutsch, Mathematik etc.) passieren. Alle Schülerinnen und Schüler sollen nach Abschluss der Volksschule über erste digitale Grundkompetenzen verfügen und diese anwenden können. Diese Kompetenzen sind in „digi.komp 4“ formuliert.

In der Sekundarstufe 1 sollen die Schüler im Umfang von zwei bis vier Wochenstunden innerhalb von vier Jahren informatische Grundkenntnisse, den Umgang mit Standardprogrammen und den kritischen Umgang mit sozialen Netzwerken, Informationen und Medien erlernen. Dafür soll eine verbindliche Übung eingerichtet werden, die zwar verpflichtend besucht werden muss, bei der es aber – anders als bei einem Unterrichtsfach – keine Benotung gibt. Die Schulen können selbst entscheiden, ob sie „Digitale Grundbildung“ integrativ im Fachunterricht, in speziellen Stunden oder als Mischform anbieten. Ob die geforderten Kompetenzen erreicht wurden, wird in der achten Schulstufe („digi.check“). überprüft.

2. Was Lehrer/innen lernen müssen: Medienbildung in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden

Das neue Curriculum für die Ausbildung von Volksschullehrerinnen und -lehrer beinhaltet Lehrveranstaltungen des Studienfachbereichs „Medien und digitale Kompetenz” im Umfang von 4 EC und die PH Steiermark bietet die zwei Schwerpunktlehrgänge „Medienpädagogik“ im Umfang von 60 EC (2 Semester) und „Mediendidaktik“ im Umfang von 30 EC (1 Semester). Inhalte sind digitales Informationsmanagement, Einsatz digitaler Medien im Unterricht, Informieren und Recherchieren, Kommunizieren, Kooperieren und Kollaborieren, Gestalten und Präsentieren, Lernen, Üben und Spielen, Simulieren und Experimentieren.

Das neue Curriculum für Sekundarstufenlehrerinnen und -lehrer für allgemeinbildende Fächer wurde erst im November um das Modul „Digitale Kompetenzen“ im Umfang von 6 EC erweitert und wird ab 2019 angeboten werden. Es beinhaltet zu je 2 EC Grundlagen, Fachdidaktik im Bachelor und Vertiefung im Master. Dabei geht es um Medieninformatik, Mediendidaktik, Medieneinsatz in den Fachdidaktiken, Medienrecht und informatische Bildung.

Für Sekundarstufenlehrerinnen und -lehrer der berufsbildenden Fächer gibt es an der PH Steiermark das Bachelorstudium „Information und Kommunikation“ und die Bachelorstudien „Berufsbildung Duale Ausbildung sowie Technik & Gewerbe“ und „Facheinschlägige Studien ergänzende Studien“ umfassen fast 50% E-Learninganteile.

3. Fort- und Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer

Im Studienjahr 2017/18 bietet die PH Steiermark in der Medienbildung insgesamt ca. 100 Fortbildungslehrveranstaltungen mit ca. 800 Lehreinheiten und steht derzeit bei 1500 Anmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern.

Das Fortbildungsangebot der PH Steiermark für Volksschullehrerinnen und -lehrer umfasst u. a. Lehrveranstaltungen, in denen Pädagoginnen und Pädagogen die Kompetenzen vermittelt werden, Deutsch, Mathematik und Sachunterricht mithilfe digitaler Medien zu unterrichten.

Für Sekundarstufenlehrpersonen werden fachbezogene Fortbildungslehrveranstaltungen zu Themen wie Geogebra im Mathematikunterricht, digitale Medien im Fremdsprachenunterricht bzw. Deutschunterricht, Digital Storytelling, Kreative Audio- und Videobearbeitung, Unterrichtsprojekte mit iPads, Umgang mit Tablets, Interaktive Tafelsysteme im Unterrichtsalltag, Unterricht mit Robotern etc. angeboten. Damit Informatiklehrerinnen und -lehrer der Sekundarstufe (NMS, AHS, BMHS) sich auf den letzten Stand der Entwicklung bringen können werden speziell für sie zwei Hochschullehrgänge im Ausmaß von je 30 EC (1 Semester) angeboten.

In den beiden Hochschullehrgängen „eEducation“ im Umfang von 12 EC und „Radio als Lernform“ im Umfang von 6 EC können sich alle Lehrerinnen und Lehrer auch schultypenübergreifend weiterqualifizieren.

Für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger gibt es eine besondere Initiative. Alle neu einsteigenden Lehrpersonen müssen ihre digitalen Kompetenzen einschließlich digitaler Fachdidaktik bis zum Ende der Berufseinstiegsphase in Form eines Pflichtportfolios nachweisen. Nach dem digitalen Kompetenzcheck (digi.check) am Beginn der Berufseinstiegsphase müssen sie innerhalb von 3 Jahren einen Lehrgang im Umfang von 6 EC für digitale Fachdidaktik absolvieren.

4. Digitale Initiativen an der PH Steiermark

Das Institut für Digitale Kompetenz und Medienpädagogik

An der PH Steiermark wurden schon 2015 ein Medienbeirat eingerichtet und das „Institut für Digitale Kompetenz und Medienpädagogik“ gegründet, das die Expertise für die digitale Medienbildung in den Lehramtsstudien für angehende und in der Fort- und Weiterbildung für im Dienst stehende Lehrerinnen und Lehrer bündelt. Es beschäftigt derzeit ca. 20 Expertinnen und Experten.

Education Innovation Studio

EIS an der PH Steiermark verfolgt das Ziel, die Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit kindgerechten Programmierumgebungen, Robotik und dem kreativen digitalen Gestalten zu erhöhen. Algorithmisches Denken ist die Grundlage des Verstehens und Lösens vielschichtiger Problemstellungen aus Schule und Alltag sowie der Wegbereiter für die Entwicklung der eigenen kreativen Schaffenskraft (Making). Kombiniert mit spielerischen Methoden (Game Based Learning) können hohe Motivation und nachhaltige Lernerfolge bei Mädchen und Burschen gleichermaßen erzielt werden und die Informatische Grundbildung im Übergang zur Sekundarstufe stärken.

Im EIS wird mit Bee-Bots, programmierbaren Minirobotern gearbeitet, die wie Bienen aussehen und zunächst einfache Programmierroutinen ohne Computer ermöglichen. Erweitert werden diese Steuerungsübungen dann durch die Arbeit mit Tablets und die dazugehörige Software. Lehrerinnen und Lehrer können sich im EIS über kindgerechte Programmierumgebungen und Robotik, über kreatives digitales Gestalten und innovative Nutzungsmöglichkeiten digitaler Medien im Unterricht informieren und praktische Übungen dazu durchführen.

Fortbildungsbegleitprojekt „Denken lernen – Probleme lösen“

In Verbindung damit steht das Projekt „Denken lernen – Probleme lösen“, ein österreichweites Pilotprojekt, das am 09. Oktober 2017 an der PH Steiermark mit der ersten Fortbildungslehrveranstaltung startete und das informatische Denken und kreative Problemlösen bereits in der Volksschule fördert. Im Zuge des Projekts erhielten österreichweit 100 Volksschulen in 20 Clustern zu je fünf Schulen die technische Ausstattung für den spielerischen Umgang zur Einführung in informatisches Denken, Coding und Robotik. In der Steiermark starteten drei Cluster mit insgesamt 15 Volksschulen, die durch die PH Steiermark begleitet werden.

Radio- und Fernsehstudio „RadioIgel“ und „IgelTV“

RadioIgel und IgelTV sind das Bildungsradio und Bildungsfernsehen der PH Steiermark. Lehramtsstudierende, Lehrer/innen und Schüler/innen werden unterstützt, aus Lernzielen Geschichten zu formen und diese in einem professionellen Studio zu einem Radio- oder Fernsehbeitrag zu gestalten. Als digitale Lernwerkstatt fördert es den kreativen Umgang mit Sprache und speziellen Kommunikationsformen, unterstützt den Erwerb von Teamfähigkeit, ermöglicht forschendes Lernen durch Recherchearbeit und mündet in die Aneignung didaktischer sowie digitaler Kompetenzen. Die Sendungen selbst sind Lehr- und Lernmaterial für die Bildungsarbeit von Pädagoginnen und Pädagogen an Hochschulen und Schulen, aber auch Informationsquellen für alle an Bildung und Erziehung interessierte Hörerinnen und Hörer bzw. Seher und Seherinnen.

Projekt „Mobile Learning“ - Schulübergreifendes Peer Learning mit Tablets

Das Projekt „Mobile Learning“ basiert auf einem schulübergreifenden Peer-Learning-Ansatz und zeigt, wie sehr Schülerinnen und Schüler vom Einsatz digitaler Medien profitieren. Zwei bzw. drei Schulen mit bisher wenig Technologieeinsatz im Unterricht schließen sich mit einer erfahrenen Schule zu einem regionalen Cluster zusammen. Gemeinsam erarbeiten sie ein pädagogisches Konzept für den didaktischen Einsatz von Tablets im Unterricht. Die Expertenschule unterstützt und begleitet ihre Partnerschulen kontinuierlich über die einjährige Projektdauer auf ihrem Weg in das digitale Lehren und Lernen. Seit Februar 2017 wurde das Projekt von derzeit 94 Standorten in 31 Clustern auf 171 Schulen in 55 Clustern ausgeweitet.

Die begleitende Evaluierung des ersten Durchgangs brachte folgende Ergebnisse: Individuelles Lernen wird gefördert, Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Lernfortschritten arbeiten an gemeinsamen Aufgabenstellungen und in Teams zusammen, auf unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten kann gut eingegangen werden. Die Lehrenden der teilnehmenden Schulen sehen die Gewinne durch die Projektteilnahme in der Qualitäts-steigerung für ihren Unterricht sowie in der besseren Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen innerhalb der eigenen Schule und mit anderen Schulen.

Entwicklungsprojekt „Computational Thinking“ für ein digitales Schulbuch

Um digitale Inhalte vermitteln zu können, brauchen die Pädagoginnen und Pädagogen einfachen und kostenfreien Zugang zu Lehr- und Lernmaterialien. Durch OER (Open Educational Resources) werden Inhalte zur Verfügung gestellt und die aktive Nutzung von digitalen Medien angeregt. Am 24. November 2017 fand im Rahmen der eEducation Fachtagung 2017 ein Projekt-Kick-off-Meeting für die Entwicklung eines Open Educational Resources (OER) Schulbuches statt, das in der neuen verbindlichen Übung "Digitale Grundbildung" der Digitalisierungsstrategie Schule 4.0 eingesetzt werden kann. Durch den Einsatz von micro:bits sollen Schülerinnen und Schüler Computational Thinking mit einfachen Unterrichtsbeispielen erarbeiten können. Dabei werden auch einfache Programme für kreative Zwecke und forschendes Lernen erstellt. Mit der Eduthek wurde ein Portal für digitale Lehr- und Lernmaterialien geschaffen, dessen inhaltliches Angebot Lehr- und Lernmaterialien, pädagogisch empfohlene Apps und Spiele sowie innovative Tools für moderne Unterrichtsformate umfasst. Modellhafte Einsatzszenarien zeigen den Pädagoginnen und Pädagogen Beispiele auf, wie sie digitale Medien wirksam in ihren Unterricht einbeziehen können.

An dem Projekt beteiligen sich Fachexpertinnen und Fachexperten von sieben Pädagogischen Hochschulen sowie der TU Graz. Das Institut für Digitale Kompetenz und Medienpädagogik der Pädagogischen Hochschule Steiermark hat gemeinsam mit der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz die österreichweite Projektleitung übernommen.

„eDidactics“ - Fortbildung auch für Hochschulprofessoren

eDidactics ist ein hochschuldidaktisches Fortbildungsprogramm für den Einsatz von Technologien in der Hochschullehre. Das Programm wird von der SHK - Steirische Hochschulkonferenz und damit von allen neun steirischen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen gemeinsam angeboten. Die Module wurden von den einzelnen Hochschulen entwickelt und werden auch von diesen betreut. Die zentrale Verwaltung liegt bei der Universität Graz. eDidactics ist in mehrfacher Hinsicht innovativ: Zum einen vermittelt es exakt jene Kompetenzen, die für eine adäquate Betreuung der Studierenden immer wichtiger werden. Zum anderen wird das Programm im österreichweit einzigartigen Verbund aller steirischen Hochschulen angeboten und kombiniert damit die hochschuldidaktischen Stärken im steirischen Hochschulraum.

Das qualitativ hochwertige Fortbildungsprogramm unterstützt Lehrende dabei, ihre Lehrqualifikation mit Kompetenzen beim Einsatz neuer Medien anzureichern und so den aktuellen Bedürfnissen der Studierenden gerecht zu werden. Bei der Programmgestaltung wurde darauf geachtet, dass die Absolvierung mit dem zeitlichen Rahmen der Dienstverpflichtungen vereinbar ist. Das Programm schließt mit einem Zertifikat ab, das bei einem beruflichen Wechsel an andere steirische Hochschulen als Qualifikationsnachweis anerkannt wird. Im Studienjahr 2017/18 sind alle Kurse überbucht, sodass die SHK sich dazu entschloss, einen weiteren Durchgang zu starten.

Forschungsprojekt „Digi.DaZ” – Begleitforschung zum digitalen Lernen in Deutsch als Zweitsprache

Die Flüchtlingswellen und Migrationsbewegungen weltweit und in Europa haben auch große Auswirkungen auf das österreichische Bildungssystem und stellen neue Bildungsherausforderungen an österreichische Schulen. So sind Schüler/innen mit anderen Erstsprachen und unterschiedlichen Sprachkenntnissen in Deutsch in nahezu jeder Primarstufenklasse in der Steiermark zu finden. Trotz der Intensivierung von Ausbildungen und Vermittlung von Zusatzqualifikationen für Pädagoginnen und Pädagogen im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) ist insbesondere im ländlichen Bereich der Steiermark eine flächendeckende Förderung der Schüler/innen in diesem Bereich in der aktuellen Situation schwierig zu gewährleisten. Aus diesem Grund wurde im Juli 2016 das Kooperationsprojekt „Digi.DaZ“ zwischen dem Land Steiermark, dem Landesschulrat für Steiermark und der Pädagogischen Hochschule Steiermark ins Leben gerufen. Die Bezeichnung „Digi.DaZ“ steht für den digitalen Unterricht in Deutsch als Zweitsprache. Ziel dieses Kooperationsprojekt ist es, dass möglichst alle Kinder in steirischen Pflichtschulen Zugang zu Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht haben. Das Projekt soll in Zukunft auch auf den muttersprachlichen Unterricht in anderen Sprachen als Deutsch ausgeweitet werden (digi.MU).

Ansprechpersonen:

Rektorin Prof.in Dr.in Elgrid Messner, 0664/806751001, elgrid.messner@phst.at 
Institutsleiter Prof. Ing. Martin Teufel, 0664/806758001, martin.teufel@phst.at