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01.09.2020

Publikationen PHSt

Pädagogischer Takt bei Mentor/innen und ihren Lehramtsstudierenden

Angela Gastager

HS-Prof. Mag. Dr. Angela Gastager

Corinna Koschmieder

Prof. Dr. Corinna Koschmieder, Fotos: M. Größler / PHSt

1. September 2020 – Von 2015 bis 2020 wird/wurde eine Teilstudie des Forschungsprojekts Pedagogical Tact unter der Leitung von HS-Prof.in Mag.a Dr.in Angela Gastager in Kooperation mit der Universität Salzburg (Fachbereich Erziehungswissenschaft) durchgeführt. Das Gesamtprojekt unter Leitung von em. o. Univ.-Prof. Dr. Jean-Luc Patry wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt. Die Untersuchung an der PH Steiermark zur Teilstudie 3 wurde von Prof.in Anna Bock, BEd Bakk.a MA ausgeführt, wofür ihr ganz herzlich gedankt wird. Im Rahmen der Auswertung von Studie 3 entstanden zwei Masterarbeiten. Momentan werden Ergebnisse von weiteren Datenanalysen unter Mitarbeit von Prof.in Dr.in Corinna Koschmieder zur Publikation vorbereitet.

Interessante Publikationshinweise:

Gastager, A., & Patry, J.-L. (Hrsg.). (2018). Pädagogischer Takt: Analysen zu Theorie und Praxis. Band 11 der Studienreihe der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Graz: Leykam. [www.phst.at/forschung/forschungsergebnisse/studienreihe-phst/paedagogischer-takt/]

Patry, J.-L., Gastager, A., & Fageth, B. (2019). Improving education through cultivating pedagogical tact. Scientia, July 17, 2019. Retrieved from www.scientia.global/dr-jean-luc-patry-dr-angela-gastager-barbara-fageth-improving-education-through-cultivating-pedagogical-tact/

In der Studie 3 geht es um die Untersuchung des Pädagogischen Takts im Mentoring in den schulpraktischen Studien der Ausbildung von Lehramtsstudierenden. Mentoring kann als Versuch angesehen werden, den Studierenden des Lehramts zu helfen, die wissenschaftlichen Theorien, die sie im Studium an der Hochschule gelernt haben, in den schulpraktischen Studien (Praktikum) als Entscheidungsgrundlage für das Handeln zu verwenden. Die "Übersetzung" wissenschaftlicher Theorien in praktisches Handeln und damit die Rolle der Mentor/innen ist aber nicht trivial. Es wird der Übersetzungsvorgang (Theorie-Praxis-Transfer) in einem Theorie-Praxis-Modell ausdifferenziert. Demnach gibt es mehrere Aspekte oder Probleme bei dieser "Übersetzung", die im Konstrukt "pädagogischer Takt" zusammengefasst sind. So können Handlungen nur von Theorien geleitet werden, wenn diese verinnerlicht und integriert werden in das System der Subjektiven Theorien der handelnden Person. Um diverse Ziele in Erziehungs- oder Unterrichtssituationen simultan zu erreichen, ist es ferner für eine Lehrperson erforderlich, unterschiedliche Theorien umzusetzen, die zum Teil nicht kompatibel sind. Die Praxis erfordert schließlich situationsspezifisches Handeln, während verschiedene theoretische Entwürfe und Modelle nicht unbedingt auf unterschiedliche pädagogische Settings abzielen. Wegen dessen Komplexität ist zu erwarten, dass dieser Transfer von der Theorie zur Praxis den erfahrenen Praktiker/innen, die als Mentor/innen eingesetzt werden, besser gelingt als den unerfahrenen Lehramtsstudierenden.

Wenn Praktiker/innen ihr praktisches Handeln begründen, lassen sich die wichtigsten Elemente des pädagogischen Takts erkennen. Die diesbezüglichen Untersuchungen zeigen im Einklang mit den oben genannten Erwartungen, dass hoch erfahrene Lehrer/innen (Mentor/innen) stärker im Sinne des pädagogischen Takts handeln als Neulinge. Das Mentoring kann dazu beitragen, dass Lehramtsstudierende in einem vertrauten Setting zwischen Mentor/in und Studierendem/r taktvolles Handeln einüben.

Ein reflektiertes Praktikum unterstützt die Lehramtsstudierenden im Hinblick auf den Theorie-Praxis-Transfer, kann aber nichts erzwingen. Unsere Untersuchungen zum pädagogischen Takt und zum Vergleich der Mentor/innen mit den Lehramtsstudierenden haben gezeigt, dass die dabei relevanten Merkmale des pädagogischen Takts empirisch zugänglich gemacht werden können und damit die Unterstützung auf besonders sensible Aspekte fokussiert werden kann. Jede der beiden untersuchten Gruppen weist in bestimmten Facetten des pädagogischen Takts Akzentuierungen in den subjektiven Ansichten und verinnerlichten Bildern auf. Darauf aufbauend kann das Mentoring theoriegeleitet verbessert werden.

Erscheint in:
Gastager, A., & Patry, J.-L. (2020). Der Pädagogische Takt bei Mentor*innen und ihren Lehramtsstudierenden in den schulpraktischen Studien. In E. Christof und J. Köhler (Hrsg.), Mentor*innen – Lehrer*innen zwischen Theorie und Praxis? Schulheft 179/4/2020.